Kreatives Brandenburg

Brandenburgs Kreative in der Pandemie (VIII): Ensemble Quillo

Brandenburgs Kreative in der Pandemie (VIII): Ensemble Quillo
Foto: Tom Schweers

Die Corona-Pandemie hat die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur ausgebremst, sondern teilweise in existenzielle Nöte gebracht. Jetzt, nach einem Jahr Pandemie, heißt es: nach vorne schauen! Auch 2021 wird nicht einfach werden, aber es gibt Chancen, dass wir zu einer (neuen) Normalität kommen.

Kreatives Brandenburg will den Akteuren selbst eine Stimme geben, eine schlaglichtartige Bestandsaufnahme wagen. Wie sind Brandenburgs Kultur- und Kreativschaffende durch das vergangene Jahr gekommen? Wie ergeht es ihnen in der Krise? Was kann 2021 bringen? Heute:  Ensemble Quillo

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Arbeit ausgewirkt?
Seit Beginn der Pandemie ist das für uns wichtigste Gut weggebrochen: Konzerte und Produktionen vor und gemeinsam mit dem Publikum durchzuführen war die meiste Zeit nicht mehr möglich. Wir haben also neue Arbeitsweisen finden und ausprobieren müssen, neue Mittel, mit denen sich nicht nur das Konzertformat, sondern auch Kultur neu denken ließen. Mittlerweile haben sich viele Arbeitsweisen bewährt und sind fester Bestandteil unserer Produktionen geworden.

Welche neuen Arbeitsweisen, Verbreitungs- und Kommunikationswege wurden geschaffen oder genutzt?
Weil die an unseren Projekten beteiligten AkteurInnen teilweise räumlich weit auseinanderliegen, waren digitale Kommunikationswege wie Zoom, Microsoft Teams und verschiedene Messenger-Dienste schon vor der Pandemie wichtig für unsere Arbeit. Neu war definitiv die Nutzung von Streamingdiensten. Wir haben verschiedene Konzerte und zuletzt eine Projektpräsentation extra für den Livestream konzipiert und auf verschiedenen Kanälen in Echtzeit übertragen.

Welche neuen Projekte (die es so ohne die Pandemie nicht gegeben hätte) wurden entwickelt?
Allen voran wäre unser Projekt „Werkstatt Quillo“ zu nennen, bei dem wir zusammen mit Kindern und Jugendlichen aus dem Land Brandenburg eine Musiktheaterproduktion erarbeiten. Die ursprünglich auf körperliche Präsenz ausgelegten Werkstattmodule mussten wir neu konzipieren. Dazu gehörten Zoom-Schaltungen, digitale Präsentationen, aber auch das Kreieren digitaler Inhalte innerhalb der Werkstattmodule selbst. Auch die geplante Bühnenfassung der Musiktheaterproduktion musste pandemiebedingt ausfallen. Stattdessen haben wir ein digitales Projektvideo erarbeitet, das wir als Abschlusspräsentation des Projekts online live übertragen haben. Außerdem haben wir das digitale Musikprojekt „John Cage Living Room Music“ entworfen, bei dem wir aus verschiedenen Videoaufnahmen unserer Ensemblemitglieder ein Konzert kreiert haben. Und auch unser Projekt „LandQultour“ fiel mitten in die Pandemie. Hier haben wir unser Stück Mopitu in ein Livestreamformat umgewandelt und die LandQultour im Freien durchgeführt und ebenfalls live gestreamt.

Welche Unterstützung (privat/ staatlich) habt ihr erhalten?
Wir haben größtenteils mit den Mitteln gearbeitet, die uns sowieso schon zur Verfügung standen und haben diese so eingesetzt, dass keine weiteren Projektunterstützungen notwendig waren.

Welche Erwartungen gibt es für 2021?
Von dem Jahr 2021 erhoffen und wünschen wir uns natürlich, dass es bald wieder möglich sein wird Konzerte und Produktionen gemeinsam und persönlich mit dem Publikum zu erleben. Die persönliche Begegnung, das zeigt uns die Pandemie besonders, ist durch nichts zu ersetzen. Gleichzeitig hoffen wir, dass die Vorteile der digitalen Kommunikation und Formate nicht so schnell in Vergessenheit geraten und ihre Nutzung weiterhin Bestandteil kreativer Arbeit bleibt. Schließlich ermöglichen digitale Formate die Beteiligung und Teilhabe von Menschen, denen es nicht immer möglich ist, vor Ort dabei zu sein.

Welche Erwartungen gibt es an die gesellschaftlichen Akteure? An die Kultur- und Kreativszene selbst? An die Politik? An alle da draußen?
Wir wünschen uns vor allem Offenheit, Wachsamkeit und auch Flexibilität. Kulturelle AkteurInnen, die alte Muster in Frage stellen, offen sind für neue Ideen, auf Veränderungen reagieren und sie bereit sind mitzukreieren sind für die Kultur einer Gesellschaft enorm wichtig.

Ensemble Quillo stellt sich vor: Das Ensemble Quillo entwickelt und vermittelt künstlerisch innovative Formate und hat sich seit seiner Gründung 2004 als Ensemble für zeitgenössische Musik im Land Brandenburg und darüber hinaus etabliert. Neben Festivals, der Reihe Neue Musik, Musiktheaterproduktionen und Kunstfilmen entwickelt das Ensemble auch künstlerische Projekte im Bereich der Musikvermittlung, die 2011 mit dem Regine-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet wurden. 2013 wurde der künstlerischen Leitung des Ensemble Quillo der Brandenburgische Kunstpreis verliehen.

Aus der engen Zusammenarbeit mit KomponistInnen wie Aziza Sadikova, David Robert Coleman, Tom Rojo Poller, Helmut Oehring, Mark Moebius und Julien Salemkour sind zahlreiche, eigens in Auftrag gegebene Werke entstanden.

Mit der Produktion El Cimarrón von Hans Werner Henze (Regie: Sofia Simitzis) gastierte das Ensemble 2011 an der Staatsoper Berlin und dem Theater Gütersloh. 2019 tourte das Ensemble erstmalig mit dem ungewöhnlichen Format LandQultour auf einer mobilen Bühne mit verschiedenen Kurzprogrammen und insgesamt 30 Vorstellungen durch die Uckermark.

Mit Unterstützung der Drosos Stiftung entwickelt das Ensemble Quillo seit 2020 mit dem Format Werkstatt Quillo nachhaltige Vermittlungsprojekte im Land Brandenburg.

Im Internet ist das das Ensemble Quillo zu erreichen unter www.quillo.net, zudem auf FacebookInstagram und YouTube.

Serie: Brandenburgs Kreative in der Pandemie

(I): MIKALO

(II): Simone Westphal

(III) Tobias Thiele

(IV) Urban Art

(V) Theaterkollektiv FRITZAHOI!

(VI) Ute Manoloudakis

(VII) Monika Leonhardt

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Alle Kreativschaffenden in Brandenburg sind aufgerufen, sich an der aktuellen Umfrage von Kreatives Brandenburg zu beteiligen. Einfach die folgenden Fragen beantworten und alles an info@kreatives-brandenburg.de schicken.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Deine/ Ihre/ Eure Arbeit ausgewirkt?

Welche neuen Arbeitsweisen, Verbreitungs- und Kommunikationswege hast Du/ haben Sie/ habt Ihr geschaffen oder genutzt?

Welche neuen Projekte (die es so ohne die Pandemie nicht gegeben hätte) hast Du/ haben Sie/ habt Ihr entwickelt?

Welche Unterstützung (privat/ staatlich) hast Du/ haben Sie/ habt Ihr erhalten?

Welche Erwartungen hast Du/ haben Sie/ habt Ihr für 2021?

Welche Erwartungen hast Du/ haben Sie/ habt Ihr an die gesellschaftlichen Akteure? An die Kultur- und Kreativszene selbst? An die Politik? An die Menschen, die Deine/ Ihre/ Eure Arbeit nutzen/ konsumieren/ hören/ sehen/ fühlen (wollen)?

In den kommenden Wochen stellt KREATIVES BRANDENBURG die Akteure, die an dieser Befragung teilnehmen, auf dem Webportal www.kreatives-brandenburg.de vor. Wir freuen uns über zahlreiche Antworten an info@kreatives-brandenburg.de .

Bitte auch einen kurzen Lebenslauf, Link zur Homepage/ Facebook/ Instagram etc. und ein Foto zur kostenlosen Nutzung an info@kreatives-brandenburg.de schicken!

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